DIE DIGITALISIERUNG VON GESCHÄFTSMODELLEN
CHANCE ODER GEFAHR FÜR DEN MITTELSTAND
99 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind mittelständische Unternehmen.
Nicht umsonst gilt der Mittelstand auch als Herz der deutschen Wirtschaft. Das Spektrum der Geschäftsfelder reicht von kleinen Handwerksunternehmen über Startups bis zu den bekannten „Hidden Champions“, die in ihrer Branche Weltmarktführer sind. Nicht nur Großkonzerne, sondern auch der Mittelstand unterliegt heute einem starken Digitalisierungsdruck.
Die Digitalisierung im Mittelstand ist wichtiger denn je.
Unter den neu aufgestellten Bedingungen der digitalen Transformation müssen viele mittelständische Unternehmen ihre Geschäftsmodelle und ihre Positionierung auf dem Markt unter strategischen Aspekten überdenken und sich neu erfinden.
Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld in dem der Mittelstand agiert zeigt, dass der Wettbewerbsdruck durch Globalisierung und Digitalisierung in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen hat. Hierdurch ausgelöste Veränderungen des Marktes und des Wettbewerbs setzten bereits in den 1990er Jahren ein. Seit der Jahrtausendwende haben sie deutlich an Fahrt gewonnen.
Kritische Faktoren für mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung
Durch die immer bessere Vernetzung der globalen Märkte und dem rasanten technischen Fortschritt, wird die Wettbewerbssituation für ein Produktionsland wie Deutschland, zunehmend kritischer. Frühere geographische Vorteile und Alleinstellungsmerkmale schwinden und der Wettbewerb aus Billiglohnländern steigt.
Während man gerne in alten Erinnerungen über Technologieführerschaft, Qualitätsführerschaft und Exportrekorden träumt, lässt man wesentliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Änderungen außer Acht. Doch die Ignoranz des digitalen Fortschritts hält diesen nicht auf und die Digitalisierung von KMUs ist elementarer Bestandteil der Wirtschaftsleistung.
7 Risikofaktoren der Digitalisierung für mittelständische Unternehmen
Internationaler Wettbewerb
Unabhängig davon, ob Unternehmen im B2B- oder im B2C-Bereich aktiv sind: Ihre potenziellen Kunden sind heute nicht mehr auf lokale oder einheimische Produzenten angewiesen. Das Internet hat dafür gesorgt, dass sie Produkte und Dienstleistungen nahezu weltweit erwerben können. Der Wettbewerb hat auch für viele mittelständische Unternehmen hierdurch internationale oder sogar globale Dimensionen angenommen.
Der chinesische Markt drückt über mobile Anwendungen wie Wish oder Aliexpress massiv in die B2C Märkte und sobald Alibaba das europäische Logistikzentrum gebaut hat, entfällt das letzte Manko am fernöstlichen Handel, die lange Lieferzeit.
Preis- und Qualitätsdruck durch vergleichbare Produkte
Ein wichtiger Effekt des kommerziellen Internets besteht darin, dass Produkte und Dienstleistungen durch ihre virtuelle Präsentation vergleichbar geworden sind. Informierte Kunden können heute in einem sehr weiten Rahmen wählen, für welchen Anbieter sie sich entscheiden.
Unter anderem sind Unternehmen hierdurch einem starken Preisdruck ausgesetzt. Ebenso bietet das Internet die Möglichkeit zu umfassenden Service- und Qualitätsvergleichen. Produkte ohne eindeutigen USP werden dem Preisdruck verfallen.
Fachkräftemangel und demografischer Wandel
Zu den größten Herausforderungen für Unternehmen gehört heute, sich Bewerbern und ihren aktuellen Mitarbeitern als attraktive Arbeitgebermarke zu präsentieren. Der demografische Wandel ist dabei, den Arbeitsmarkt grundlegend zu verändern. Bereits heute haben bestimmte Branchen Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden.
Zudem konkurrieren mittelständische Firmen auf dem Arbeitsmarkt mit großen, häufig internationalen Unternehmen, die ihren Mitarbeitern zumindest auf den ersten Blick Standort- und Karrierevorteile sowie starke Arbeitgebermarken zu bieten haben.
Digitale Sichtbarkeit
E-Commerce ist der neue Mainstream. Darunter leidet nicht nur der stationäre Einzelhandel – vielmehr müssen alle Unternehmen ihre Vermarktungsstrategien überdenken.
Die digitale Sichtbarkeit ist heute wettbewerbsentscheidend, da Unternehmen einen größeren Teil ihrer potenziellen Kunden heute vorrangig oder ausschließlich im Internet oder neue Plattformen erreichen.
Durch die Reichweite der sozialen Medien ist es heutzutage möglich in hart umkämpften Branchen rein durch eine ausgeklügelte Marketingstrategie den klassischen Marken deutliche Anteile abzugraben.
Auch die Frage nach der Erreichbarkeit wird immer häufiger gestellt. Wo können Unternehmen ihre Zielgruppe zu welchen Zeiten erreichen und zu einer Interaktion bewegen. Was ist mit GenerationZ?
Wer als Unternehmen heute auf Social Media keinen nutzenstiftenden Content bietet und dort aktiv mit den Usern agiert, der existiert schlichtweg für diese Nutzergruppe nicht. 15 Millionen Nutzer in Deutschland, stärkste Gruppierung von 18-34 Jahren, dicht gefolgt von 35-44 Jahre. Wer also auf die Zielgruppe von 18-44 getrost verzichten will, kann Instagram und TikTok ignorieren.
Neue Generationen – neue Kommunikationskanäle
Für eine kundeorientierte Kommunikation im Internet reicht ein gut aufgestellter und suchmaschinenoptimierter Online-Shop schon seit längerem nicht mehr aus. Vielmehr stehen Unternehmen vor der Aufgabe, digitale Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die sich am Kommunikationsverhalten ihrer potenziellen Kunden orientieren. Inzwischen gibt es mindestens zwei Generationen, die als „Digital Natives“ aufgewachsen sind und digitale Kommunikationskanäle in ihrem Alltag sehr umfassend nutzen.
Ein zentrales Thema in diesem Kontext ist Social Media. Unternehmen müssen lernen, die sozialen Netzwerke im Internet in differenzierter Form zu nutzen.
Die Generation Z schaut kein Fernsehen sondern streamt auf Netflix,Twitch oder Youtube. Nutzt Instagram und TikTok zum Zeitvertreib oder um sich selbst ein Personal Brand aufzubauen. Trotzdem sieht man immer noch TV-Werbung für genau diese Zielgruppe. Das dort verwendete Budget könnt man in den richtigen Kanälen besser einsetzen und bessere Resultate erzielen.
Es ist deshalb dringend notwendig die aktuell genutzten Marketingkanäle zu überprüfen.
Rasanter Wandel, neue Werte
Die Digitalisierung hat einen rasanten gesellschaftlichen Wandel eingeleitet. Neue Geschäftsmodelle sind hier nur eine Seite der Medaille – ebenso wichtig ist die Veränderung von Werten, auf die Unternehmen reagieren müssen.
Themen wie Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und ethisches Produzieren spielen für eine wachsende Anzahl von Kunden eine Rolle. Gleichzeitig macht sich der Wertewandel in neuen Anforderungen an die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen geltend: Kunden erwarten nicht nur Leistungen, die ihre Bedürfnisse in maßgeschneiderter Form erfüllen, sondern individuelle Beratung und personalisierten Service.
Ob nun Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder Zukunftsvisionen – Unternehmen werden durch ihre Kunden gezwungen klare Positionen einzunehmen.
Neue Unternehmen, neue Angebote, geringere Markenloyalität
Auch der Mittelstand selbst differenziert sich de facto immer stärker aus. Etablierte Firmen müssen mit stetig wachsender Konkurrenz durch neue Unternehmen rechnen. Stichwort Startups: Viele dieser Newcomer bringen nicht nur innovative Angebote, sondern auch neue Ideen, Vermarktungsstrategien und Antworten auf die Fragen ihrer Kunden mit.
Zudem besitzen gerade Startups in hohem Maß die Fähigkeit, einen Markt durch völlig neue Produkte und verschiedene Strategieansätze wie Lean Startup, Design Thinking, Blue-Ocean-Strategie oder Painspotting in extrem hohem Tempo zu verändern. Gleichzeitig nimmt die Markenloyalität der Kunden ab, die sich heute weniger als Konsumenten, sondern vor allem als Nutzer von Unternehmensangeboten sehen.
Die digitale Transformation beginnt mit der Positionierung
Mittelständische Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen nicht stellen, setzen ihren wirtschaftlichen Erfolg und damit ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel.
Ihren Status quo verändern sie, wenn sie ihre Positionierung überprüfen und gegebenenfalls verändern.
Die Kernfrage dabei lautet, was ihre Produkte und Dienstleistungen für ihre realen und potenziellen Kunden leisten.
WAS (Leistung) macht mein Unternehmen WARUM (Zweck & Ziel) für WEN (Zielgruppe), WIE (Alleinstellung) und WARUM sollte es der Kunde kaufen (Kundennutzen).
Positionierung überprüfen
Jedes Unternehmen besitzt eine bestimmte Positionierungsstrategie auf dem Markt. Die 5 Ws machen deutlich, worum es dabei geht:
◼️ Was? – Welches Geschäftsmodell verfolgt mein Unternehmen?
◼️ Warum? – Welche Zwecke und Ziele sind damit verbunden?
◼️ Wen? Wer ist die Zielgruppe
◼️ Wie? – Über welche Alleinstellungsmerkmale verfügt die Firma?
◼️ Warum? – Welchen Kundennutzen bietet mein Produkt?
Unternehmen, die reale und bedarfsorientierte Probleme ihrer Kunden lösen, werden sich auch unter den Bedingungen der Digitalisierung und des sich verschärfenden Wettbewerbs am Markt behaupten. Die eigene aktuelle Position zu überprüfen, bedeutet, ehrliche Antworten auf die 5Ws zu finden. Ist mein Geschäftsmodell noch zeitgemäß?
Wie positioniere ich meine Angebot und meine Marke? Welche Zielgruppe habe ich damit im Blick? Welche Probleme haben meine Kunden wirklich? Biete ich ihnen eine einzigartige Lösung dafür an oder können sie diese Lösung auch von jedem anderen Unternehmen haben?
Die Antworten auf diese Fragen entscheiden darüber, ob sich Unternehmen neu positionieren müssen. Ob Handlungsbedarf besteht, ergibt sich natürlich auch daraus, ob die Firma derzeit stagniert oder sich auf einem Wachstumskurs befindet. Hier ist allerdings auch Antizipation erforderlich: Das Wachstum von heute muss nicht unbedingt das Wachstum von morgen oder übermorgen sein.
Sich neu zu positionieren, bedeutet, langfristige Strategien zu entwickeln, die auch die künftige Entwicklung des Marktes und der Kundenbedürfnisse im Blick behalten.
Positionierung überarbeiten und schärfen
Im nächsten Schritt geht es darum, dass ein Unternehmen ein einzigartiges und unverwechselbares Profil gewinnt. Orientierung dafür geben die Herausforderungen, die bisher den aktuellen Status quo bestimmen.
🔹 Alleinstellung
Alleinstellungsmerkmale besitzt ein Unternehmen dann, wenn es bedarfsorientierte Lösungen für seine Kunden respektive die anvisierten Zielgruppen entwickelt. Bereits an diesem Punkt scheitern viele Produktentwickler und Marketing-Strategen. Wenn für ein Produkt oder eine Dienstleistung keine aktive Nachfrage besteht, wird es keine Käufer finden.
Einen echten Kundennutzen schaffen Unternehmen dann, wenn ihr Angebot ein echtes Bedürfnis ihrer Zielgruppe erfüllt und dieser damit zum Erfolg verhilft.
🔹 Problemlösung
Was ist eigentlich ein Problem auf Kundenseite? Wünscht sich der zeitgemäße Kunde vor allem „ein Produkt mehr“ zu einem produktspezifisch attraktiven Preis oder lässt sich diese Frage aus einer grundsätzlich anderen Perspektive erfassen? An dieser Stelle kommt unter anderem Psychologie ins Spiel: Ein Problem entsteht immer dann, wenn ein Grundbedürfnis unbefriedigt bleibt. Dabei kann es sich um einfache oder sehr komplexe Bedürfnisse handeln.
Menschen, die ein solches unbefriedigtes Bedürfnis haben, werden dieses Defizit vor allem emotional erleben – ebenso reagieren sie auf seine Befriedigung mit Emotionen. Um ein Kundenproblem auf der Basis einer echten – bedarfsorientierten – USP zu lösen, müssen Unternehmen folglich die Bedürfnisse (Probleme) und die daraus resultierenden Emotionen kennen, für die sie eine Lösung finden wollen.
Diese Konstellation lässt sich außerdem ereignisbasiert betrachten: Welche Ereignisse führen zu Bedürfnissen und Emotionen, die für mein Unternehmen Relevanz besitzen.
🔹 Zielgruppe
In ihrem Marketing haben sich viele Unternehmen über lange Zeit darauf beschränkt, allgemeine und möglichst weit gefasste Zielgruppen zu definieren. Die Digitalisierung hat diesen Ansatz grundlegend verändert. Die Stichworte in diesem Kontext: Individualisierung und Personalisierung. Zielgruppen sind also in ihrer Individuellen Dimension – als „buying persona“ zu betrachten.
Zu fragen ist danach, welche ereignisbasierten Problemlösungen die konkret anvisierte Zielgruppe von einem Angebot erwartet und bei welchen potenziellen „buying personas“ der Leidensdruck und die daraus resultierende Handlungsenergie am größten sind.
Wenn es gelingt, diese Personen zu erreichen, bestehen exzellente Chancen, dass sie mit ihren Käufen als Trendsetter agieren und ein Produkt oder eine Dienstleistung auch auf einer breiteren Basis zu einem „must have“ bzw. „must use“ machen.
🔹 Kompetenzzuweisung
Bei der Kompetenzzuweisung für das eigene Unternehmen und seine Angebote steht Kommunikation im Fokus. Kunden wollen in sehr detaillierter Weise wissen, welcher persönliche Nutzen mit einem Produkt verbunden ist und warum sie es ausgerechnet bei dieser Firma kaufen sollen. Auch hier gilt: Ohne Emotionen funktioniert eine Kaufentscheidung nicht. In ihrer Kommunikation geben Unternehmen ein problembezogenes Wertversprechen ab, das sie auch auf dieser Ebene halten müssen. Die Grundlagen dafür sind Empathie und Kompetenz.
Kompetenz wiederum wird deutlich, wenn ein Unternehmen klar beschreiben kann, was es warum und wie für seine Kunden leistet.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch fokussierte Angebote: Ein breit aufgestelltes Portfolio für ein Massenpublikum wirkt diffus und letztlich unglaubwürdig. Glaubwürdigkeit entsteht im Gegenzug, wenn sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter als Experten für das zentrale und dringendste Problem ihrer Kunden positionieren und dafür eine Lösung offerieren.
Erweitern können sie ihre Angebote später immer noch mit Lösungen für weitere Probleme ihrer Kunden.
🔹 Digitale Sichtbarkeit
Für eine kunden-, ereignis- und problemlösungsorientierte Kundenkommunikation ist digitale Sichtbarkeit ein entscheidender Faktor. In den digitalen Kommunikationskanälen erreichen Unternehmen ihre realen und potenziellen Kunden dort, wo diese auch in ihrem Alltag miteinander kommunizieren.
Allerdings sind hierfür verschiedene Facetten von Bedeutung: Eine aktiv genutzte Internetpräsenz, Suchmaschinenoptimierung, Suchmaschinenmarketing, spannender und aktueller Content sowie Social Media. Digitale Sichtbarkeit bedeutet selbstverständlich auch, Kommunikationskanäle auszuwählen, die für die eigene Zielgruppe von besonderer Bedeutung sind und dort – durch Empathie, Information und Infotainment – den „richtigen Ton“ zu treffen.
Dekonstruktion – die größten Gefahren und der „worst case“?
Ohne nachhaltige Motivation lässt sich eine Neupositionierung nicht erreichen. Das Beharrungsvermögen einmal etablierter Geschäftsmodelle und darauf aufbauender Vermarktungsstrategien ist gerade in mittelständischen Unternehmen groß. Ihre Positionierungsmodelle haben die Firmen zum Zeitpunkt ihrer Gründung vorgenommen.
Heute glauben sie, ihre Kunden und ihren Markt hervorragend zu kennen – und übersehen dabei, dass sich beides im Lauf der Jahre und vor allem unter den Bedingungen der Digitalisierung radikal geändert hat. Die bisher anvisierten Zielgruppen haben neue Bedürfnisse entwickelt. Ihre früheren Probleme wurden durch die Unternehmensangebote nachhaltig gelöst. Wenn Unternehmen darauf nicht reagieren, beginnt irgendwann ihr Niedergang.
Um Motivation für Veränderungen zu entwickeln, bietet es sich an, die drei größten Gefahren zu identifizieren, die dem Unternehmen derzeit drohen und dabei auch ein „worst case“-Szenario zu entwickeln:
Was müsste passieren, dass mein Unternehmen seine Existenzgrundlage verliert und Insolvenz anmelden muss.
Gefahren für das bisherige Geschäftsmodell und folglich für das gesamte Unternehmen können verschiedene Ursachen besitzen. Zu diese zählen beispielsweise:
◼️ Der technologische Fortschritt, dem sich die Firma bisher weitgehend oder teilweise entzogen hat.
◼️ Startups mit innovativen Ideen und Leistungsangeboten, die auch für die eigenen Kunden attraktiv sind.
◼️ Ein scheinbar gesättigter Markt ohne sichtbare Entwicklungspotenziale – ein Szenario, das ebenso wie die Konkurrenz von Start-ups darauf hinweist, dass das Unternehmen die aktuellen Bedürfnisse seiner Kunden nicht erkannt hat.
Die Dekonstruktion des eigenen Geschäftsmodells oder des eigene Unternehmens ist ein mächtiges Werkzeug das Schwächen, Stärken und Potentiale sichtbar macht.
Das DTU-Modell – Vom Verbraucher zum Nutzer
Digitale Transformation als Basis für die digitale Markenführung.
Hinter dem Kürzel DTU – „Direct to User“ verbirgt sich ein grundlegend neues Modell der Markenführung, das die Bedürfnisse heutiger Kunden reflektiert und in konkrete Markenstrategien überträgt.
Viele klassische Marken – beispielsweise Coca-Cola – haben sich als Kaufmarken positioniert. Sie heben sich von anderen Marken ab, indem sie Einfluss auf die Markenwahrnehmung des Konsumenten nehmen und wenden dafür das Konzept „Direct to Consumer“ an. Kaufmarken beeinflussen die Meinung potenzieller Konsumenten auf dem Weg zum Konsumenten. Im Fokus stehen dabei die Kommunikation der Marke – also Werbung – sowie die „Moments of Truth“, die ihre Kunden vor und während des Kaufes erleben.
Im DTU-Modell steht das Markenerlebnis durch den Nutzer absolut im Vordergrund.
Beispielsweise zielt das Konzept der Apple Stores darauf ab, ihren Besuchern ein einzigartiges Markenerlebnis zu verschaffen. Apple positioniert sich hierdurch als Nutzungsmarke, die sich darauf fokussiert, durch die Nutzung des Produktes Nachfrage zu erzeugen. In der gleichen Liga spielen Airbnb und viele andere neue Marken.
▶️ Nutzungsmarken leisten für ihre Produkte Lobbyarbeit. Wichtig sind neben dem individuellen Markenerlebnis auch der Content, den die Nutzer über ihre Erfahrungen mit der Marke generieren und mit anderen teilen. Kunden werden innerhalb des DTU-Modells nicht als einmalige Käufer, sondern als Mitglieder einer Nutzer-Community gesehen, die eine fortlaufende Beziehung zu ihrer Marke haben.
▶️ Nutzungsmarken sind im Kern ein Produkt der digitalen Wirtschaft. Das DTU-Prinzip kann jedoch auf beliebige und somit auch analoge Produkte angewendet werden, sofern sie (auch) mit digitalen Tools vermarktet werden. Der Vorteil einer Nutzungsmarke liegt in einer deutlich höheren Loyalität der User zu ihrer Marke und zum Unternehmen. Firmen müssen dafür allerdings ihre Strategie grundsätzlich verändern.
Wichtige Voraussetzungen für die Etablierung einer Nutzermarke sind:
✔️ Enge Verflechtung von Marketing und Produktentwicklung.
✔️ Fokussierung auf das Markenerlebnis nach dem Kauf – Lieferung, Service, Beratung oder Schulung, Markenerfahrungen durch den Austausch innerhalb einer Community.
✔️ Kreation einer agilen Customer Journey, deren Inhalte und Verlauf die Nutzer größtenteils selbst bestimmen können. Ein Effekt, der daraus resultiert, besteht darin, dass Unternehmen mit ihren Kunden wachsen (müssen).
✔️ Etablierung der Markenbindung nicht durch klassische Werbung oder einen – jeweils singulären – Kauf, sondern im Prozess der fortgesetzten Nutzung.
Markenauthentizität
Auch Nutzungsmarken kommen de facto nicht ohne Werbung aus, allerdings hat sich ihr Charakter im Vergleich zu Kaufmarken grundlegend verändert. Die Rolle der Werbung für eine Nutzungsmarke besteht darin, Kunden orts- und zeitunabhängig – also auf digitalem Wege – alle Informationen anzubieten, die brauchen, um sich für die Nutzung eines Produktes oder einer Dienstleistung zu entscheiden.
Die Kernbotschaft von Nutzungsmarken besteht darin, schon vor dem Kauf – unter anderem mit emotionalen Mitteln – mitzuteilen, wie sie das Leben der Nutzer besser machen können und dass sie noch mehr anzubieten haben, wenn es zu einer aktiven Nutzung des Produktes/der Dienstleistung kommt.
Das DTU-Modell ist disruptiv, indem es konsequent auf Individualität des Nutzers ausgerichtet ist. Funktionieren wird es nur auf der Grundlage von Markenauthentizität, die sich nicht über „schöne Werbewelten“ herstellt. Voraussetzungen dafür sind ehrliches Marketing sowie das Agieren eines Unternehmens als „ehrlicher Kaufmann“, der seinen Kunden/Nutzern nachweisbare und personalisierte Qualität zu bieten hat.
Auch Werte spielen in diesem Kontext eine Rolle – Markenauthentizität auf einer solchen Basis schlägt unter einem eine Brücke zwischen Tradition und modernen, digitalen Markenwelten.
Unterstützung durch Daten und smarte Technik
Die Idee des Internets der Dinge (IoT) stammt aus der Frühzeit der digitalen Ära – entwickelt hat sie der Internet-Pionier Mark Weiser im Jahr 1991. Seine Vision bestand darin, dass smarte Gegenstände auf autonomer Basis miteinander kommunizieren und damit das Leben ihrer Nutzer einfacher und besser machen.
Die technischen Möglichkeiten für das IoT sind heute ungleich größer als vor 30 Jahren. Auch Unternehmen, deren Kerngeschäft nicht auf technologische Innovationen zielt, können davon profitieren. Beispielsweise ermöglichen die heute verfügbaren Daten und KI komplexe Analysen, um die Aktivitäten und Bedürfnisse von Kunden umfassend zu verstehen und smarte Lösungen zu entwickeln, die diese Bedürfnisse in personalisierter Form erfüllen.
Unternehmen die ihre Kunden wirklich verstehen (nicht nur vermuten oder spekulieren) und dieses Wissen nutzen, um tatsächliche Bedürfnisse zu befriedigen, werden die zukünftigen Gewinner sein.
Künstliche Intelligenz, das Schlagwort der Neuzeit, auch wenn damit aktuell meistens nur einfache Algorithmen gemeint sind, neuronale Netze und lernende Maschinen – man kann den technischen Fortschritt ignorieren, aber die unweigerliche Konsequenz ist bereits heute schon klar. Das Internet mit all seinen Möglichkeiten wird genauso wenig wieder „verschwinden“ wie die Rückbesinnung auf analoge Vorteile erfolgen wird. Also wäre es nicht deutlich besser sich die Technik zu Nutze zu machen?
Von den Besten lernen
Länder wie China oder Israel haben es vorgemacht: Noch vor wenigen Jahrzehnten war das Reich der Mitte die „Fabrik der Welt“, heute ist China längst dabei, eigene technologische Spitzenlösungen zu entwickeln.
CHINA
Wenn man in Deutschland auf die drohenden Gefahr durch China hinweist, wird man des Öfteren dezent belächelt oder mit dem Verweis auf das undemokratische, politische System abgekanzelt.
- In China lernen Kinder mit spätestens 12 Jahren zu programmieren – in Deutschland 10 Jahre später.
- China verfügt über eine mobile Ausrichtung von 98% – in Deutschland sind wir bei 60%
- China verfügt über fast 1,4 Milliarden Einwohner und 800 Millionen potentielle Konsumenten – das ist 10x mehr als Deutschland Einwohneranzahl
- China ist führend auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und wird durch die massive Bildungsinitiative diesen Vorsprung weiter ausbauen – in Deutschland diskutieren wir über KI-Ethik in der Theorie
- Qualitätsoffensive China 2025
Das Programm „Made in China 2025“ ist ein direkter Angriff auf die Technologie- und Qualitätsführerschaft der westliche Industrieländer – in Deutschland aber überwiegend unbekannt oder ignoriert.
China ist eine unterschätze Macht, die schon bald zu erkennen sein wird. Wer sich heute nicht darauf vorbereitet wird morgen überrannt werden.
ISRAEL
Israel ist heute ein digitaler Hotspot mit globaler Relevanz
Viele technologische Innovationen werden inzwischen dort entwickelt. Durch permanentes Lernen, ein darauf orientiertes Mindset, gegenseitigen Austausch und Vernetzung können sich auch mittelständische Unternehmen zu Innovation Hubs entwickeln.
- Der Staat Israel investiert über Fördermittel und Inkubatoren jährlich über 400 Millionen Euro in Startups
- Über 6 Milliarden Dollar wurden 2018 weltweit in israelische Startups investiert
- Bei 8,5 Millionen Einwohner gibt es über 6.500 Startups.
- Pragmatische Lösungsfindung für existenzielle Probleme
Israel ist technologisch hochinnovativ und jeder Unternehmer sollte sich den Fortschritt der dort erreicht wird zu Nutze machen. Die Gründer und Startup Kultur dort ist einzigartig und im Vergleich zu Deutschland wird dort richtig bewegt und nicht nur geredet.
Warum ist es für den Mittelstand wichtig sich andere Unternehmen anzuschauen?
Sie erfahren hierdurch, wie andere Firmen ihre Probleme lösen. Hierdurch tragen sie auch den Anforderungen der digitalen Zukunft Rechnung. Durch die Digitalisierung werden klassische, unternehmenszentrierte Wertschöpfungsketten immer stärker aufgelöst. Wertschöpfung in der digitalen Ära schließt viele Partner – Lieferanten, Dienstleister, Produzenten und nicht zuletzt die Kunden ein, die ihren Beziehungen im Rahmen digitaler Ökosysteme gestalten und unter anderem auf multidimensionale Art und Weise voneinander lernen.
Deshalb kann ich Unternehmerreisen wie sie von der IHK, Vereinen oder Unternehmen angeboten werden nur wärmstens empfehlen!
Mut zur Veränderung
Jede Veränderung braucht Mut – um so mehr, wenn Unternehmen sich für künftige Erfolge neu erfinden müssen. Ein solcher Change muss strategisch geplant und entsprechend vorbereitet werden.
Der Ausgangspunkt dafür ist eine Unternehmenskultur, in der die Ideen aller Mitarbeiter zählen, die auf persönlicher Wertschätzung beruht und auf Wachstum ausgerichtet ist – inklusive eines Growth Mindsets, das alle beteiligten Akteure teilen.
Mut heißt nicht, Sofas und Tischkicker aufzustellen. Mut ist die Fähigkeit die eigene Angst zu überwinden. Mut heißt neue Dinge auszuprobieren und Risiken einzugehen.
Selbstverantwortung als Unternehmer
Wenn gut werden soll, muss man es selbst machen, hieß es früher. In manchen Punkten gilt das auch heute noch. Verlassen sie sich nicht auf die Politik, nicht auf Verbände oder Institutionen. Jeder Unternehmer ist selbst für sein Unternehmen verantwortlich und dafür Chancen zu nutzen und Risiken zu erkennen.
Ende 2018 hieß es seitens der Bundesregierung, Deutschland soll mit Investitionen von sechs Milliarden Euro bis 2025 einer der weltweit führenden Standorte für Künstliche Intelligenz (KI) werden. Drei Milliarden Euro werde die Bundesregierung dafür bereitstellen, weitere drei Milliarden Euro würden an Investitionen aus privaten Mitteln erwartet. Europa will sogar 20 Milliarden investieren.
💰 In China sollen bis 2030 – 150 Milliarden Dollar in Künstliche Intelligenz investiert werden. Der Unterschied spricht für sich selbst. Pekings Giga-Flughafen Beijing Daxing Airport wurde nach 4 Jahren Bauzeit abgeschlossen. Ein Musterprojekt, das bis zu 100 Millionen Passagiere und 4 Millionen Tonnen Fracht abfertigen kann
Während man es in Deutschland nicht schafft einen mittelgroßen Bahnhof und einen mittelgroßen Flughafen fertig zu bauen, lamentiert man über einen Weltraumbahnhof, Flugtaxis und ethische Regeln für künstliche Intelligenz.
Das Problem dabei ist, das sich die Position Deutschlands verschiebt vom Produzenten zum Konsumenten. Und der Konsument sitzt zu 90% nicht am Entscheidungstisch.
🚫 Die Politik hat die Warn-Zeichen noch nicht erkannt und keine sinnvollen Lösungsansätze für die digitale Zukunft zur Hand.
Wenn sie ihr Unternehmen nicht auf die digitale Zukunft vorbereiten, wird es keiner tun. Nutzen sie die Möglichkeiten der Digitalisierung und unternehmen sie selbst die notwendigen Schritte um ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
Umsetzung
execute or die. So brachial es kling, so einfach ist es. Wer jetzt nicht umsetzt, der „stirbt“.
Jede noch so schöne Digitalisierungsstrategie und Wunschvorstellung wird nicht helfen, wenn sie nicht umgesetzt wird. Jede Diskussion über die Gestaltung der Zukunft ist hinfällig, wenn man nicht mit am Tisch der Entscheider sitzt.
Jetzt ist die Zeit für massive Veränderungen, um Chancen zu nutzen, bevor es andere tun – und diese werden es mit Sicherheit tun.
Über 50% der mittelständischen Unternehmen sind nicht oder nur schlecht auf die Digitalisierung vorbereitet!
Diesen Satz liest man seit über 2 Jahren alle 2-3 Monate in den Zeitungen. Seit 2 Jahren!
Im Grunde genommen bedeutet das, man weis das man etwas tun muss, man weiß es wird überlebenswichtig sein für die Zukunft und man macht: Nichts. Die Digitalisierung des Mittelstands ist praktisch nicht vorhanden.
Die Politik wird die Unternehmen nicht retten, ihre Mitarbeiter werden es nicht tun, es gibt nur eine Person die JETZT etwas tun kann und das sind Sie. Sie können sich entscheiden ob sie die digitale Zukunft ihres Unternehmens aktiv gestalten möchten oder passiv. Agieren oder Reagieren. Wer agiert bestimmt – wer reagiert lässt sich bestimmen – so einfach ist es.
Die Digitalisierung kann man nicht „verschlafen“ – denn das bedeutet unweigerlich den Unternehmenstod. Andere Unternehmen und andere Länder werden die frei werdenden Marktkapazitäten mit Kusshand übernehmen – ohne Rücksicht auf ihre 100jährige Tradition, ohne Rücksicht auf ihr Lebenswerk oder ähnliches.
Insbesondere der Mittelstand ist hier gefragt. Im Gegensatz zu Großkonzernen hat der Mittelstand die notwendige Flexibilität und Agilität um schnell auf Änderungen zu reagieren und neue Dinge zu adaptieren oder zu implementieren. Aber man muss es auch tun. Mit einer digitalen Vetriebstrategie zum Beispiel.
Auf den Startup-Messen und Kongressen sieht man allerdings sehr wenig Vertreter des Mittelstands, aber genau dort können mit Hilfe von Hochtechnologie Startups innovative Problemlösungen gefunden oder geschaffen werden für die Kundenprobleme von morgen. Es liegt am eigenen Engagement und der eigenen Weitsicht ob das Unternehmen von der Digitalisierung profitiert oder ob man vom Markt verdrängt wird.
📢 Fazit
Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten – aber jedes Unternehmen hat die gleiche Chance sie als Vorteil zu nutzen.
Wir haben die Digitalisierung nicht verschlafen, aber der Wecker hat schon 2 mal geklingelt und alle anderen sind schon wach, haben schon gefrühstückt oder sitzen schon im Bus – bereit zur Abfahrt. Es bleibt nur noch eine einzige Möglichkeit. Los!
Klingt gut?
Dann lassen Sie uns gerne am Telefon die Möglichkeiten & Einzelheiten einer Zusammenarbeit besprechen.